Eichinger
1993 stehen meine Eltern und ich im Standesamt. Sie geben sich das Jawort und ich, damals drei, stehe daneben und weine: „Ich will aber nicht Müller heißen!“. Eine Situation, die bis heute gerne in der Familie erzählt wird.
Naja, ich bleibe meinem frühen Wunsch treu: Nach 24 Müller-Jahren entschließe ich mich, es zu versuchen und den Namen wieder einzutauschen. Zum Einen weil mir Müller im Berufsleben noch öfter begegnet als zuvor und in gerade meiner Branche Alleinstellung wichtig sein kann, zum Anderen, da auch mein Freund nicht abgeneigt von diesem Familiennamen wäre. Ich habe große Zweifel, dass es funktioniert und der erste Gang zum Amt ist in der Tat ernüchternd:
Das Bürgerbüro verweist mich zunächst an das Kreisverwaltungsreferat (KVR) und dort heißt es: „Das können Sie vollkommen vergessen...“, überzeugt winkt die junge Beamtin ab und verschränkt ihre Arme auf dem Tisch, „...durch die Hochzeit Ihrer Eltern ist es, als hätte es ihren früheren Nachnamen nie gegeben!“. Ich weiß nicht warum, aber ihre Überzeugung macht mich stutzig, sie hat mir nicht eine Frage gestellt. Ernüchtert gehe ich aus dem Gebäude und setze eine Mail an das Standesamt meines Geburtsortes auf. Ich will wenigstens eine zweite Meinung. Danach werde ich aufgeben.
Die Rückmeldung ist jedoch garnicht so negativ: Dazu müsse ich zum Landratsamt, mit einem nicht gerade geringfügigen Aufwand könne eine sogenannte öffentlich rechtliche Namensänderung möglicherweise klappen. Es folgt ein Hin und Her, schließlich verweist man mich wieder ans KVR, doch diesmal gerate ich an den richtigen Mann: Ein Herr, der sich bestens auskennt und mir genau sagen kann, welche Unterlagen benötigt werden. Ohne ihn hätte ich es vermutlich nichtmehr weiter versucht. Es vergehen ein paar Wochen bis ich alles habe und dann schicke ich die Papiere zusammen mit einer ausführlichen Stellungnahme ein. Es heißt abwarten (was noch nie zu meinen Stärken zählte). Die Zeit drängt, vor Allem mit einem Kind im Bauch und Hochzeitsplänen im Rücken. Es muss einfach vorher klappen.
Eines Morgens ist es wie im Film: Ich liege verzweifelt im Bett, mir steigt alles über den Kopf und ich fange mit feuchten Augen an zu überlegen, wie viel mir diese Namensänderung bei all den anderen großen Projekten noch wert sein sollte. Ich muss kurz an die Luft und nutze die Gelegenheit, in den Briefkasten zu schauen. Da liegt genau an diesem Morgen ein gelber Umschlag der Behörden mit einem kleinen Vermerk Namensänderung :) Ich rase nach oben, setze mich am Tisch in die Wintersonne und öffne ungeduldig den Brief: Die Namensänderung wird stattgegeben und tritt mit Erhalt des Schreibens automatisch in Kraft! Ab da geht alles recht schnell, die neuen Ausweisdokumente sind beantragt, die wichtigsten Stellen informiert... Und ich – heiße wieder Eichinger! …Als hätte es Müller nie gegeben.
Eine zugegeben verrückte Geschichte. Zur Info: Mit meinem Namen ändert sich auch meine Signatur. Das erste Eichinger ist bereits entstanden ;)